Das war der Bürgerenergie-Konvent 2014:

1. BÜRGERENERGIE-KONVENT, 17. UND 18. OKTOBER 2014

Ein Forum für die öffentliche Diskussion zur Bürgerenergie und der Energiewende wollte er sein, der erste Bürgerenergie-Konvent am17. und 18.Oktober 2014 in Fulda. Und es gab viel Diskussionsbedarf: Was bedeuten das EEG 2104 und das Kapitalanlagengesetz für die Energiewende? Wie verschafft sich die Bürgerenergie Gehör? Wie lassen sich die Ziele einer dezentralen Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und die Demokratisierung der Energiewirtschaft erreichen?

Rund 140 Personen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten über die dezentrale Energiewende in Bürgerhand. 14 Experten standen Rede und Antwort in Dialogforen und Vorträgen. Die „Stromrebellen“ Ursula und Michael Sladek waren ebenso da wie MdB Joseph Göppel (CSU), Vorkämpfer für Bürgerenergie im Bundestag und EEG-Miterfinder Hans-Josef Fell (Grüne).

 

 

Gesellschaft und Politik am Energiewendepunkt?

„Mir ist bang um die Bürgerbeteiligung“, sagte der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) in seiner Rede auf dem Konvent. Er sieht aktuell ein Ringen darum, ob die Erneuerbaren und die Energiewende wieder von den „alten, zentralen Strukturen und den anonymen Aktienpaketen übernommen werde.“

„In der öffentlichen Debatte wird die entscheidende Lösung für Klimaschutz, für Energiefreiheit, für Selbstversorgung, für wirtschaftliche Entwicklung und anderes als Preistreiber diffamiert“, sagte EEG-Miterfinder Hans-Josef Fell. Dabei sei die Klimaveränderung das größte Marktversagen der Welt. „Wir haben ein Marktversagen deswegen, weil wir einen völlig verzerrten Energiemarkt haben.“ Die Klimaschäden, die konventionelle Energien verursachen, seinen nicht im Strom-, Benzin-, und Erdgaspreis abgebildet.

 

Starkes Sprachrohr

Konsens auf dem Konvent war, dass die Bürgerenergie den mächtigen Lobbyverbänden der Energiewirtschaft eine eigene Interessenvertretung entgegensetzen muss. Das Bündnis Bürgerenergie müsse schnell handlungs- und aussagefähig gegenüber der Politik werden, sagte Thomas Banning, der Vorstandvorsitzende des Bündnisses. „"Wenn wir deutlich machen, wie viele Menschen in eine Richtung denken und arbeiten, muss die Politik sich damit auseinandersetzen“, so Banning weiter.

„Mit dem Bündnis gibt es eine Gruppe, die glaubwürdig die Interessen der Bürgerenergie-Gesellschaften vertreten kann“, meinte auch Luise Neumann-Cosel, Vorstandsfrau der BürgerEnergie Berlin.

Die Erfolgsgeschichte

„Die Energiewende ist das Werk von hunderttausenden von Bürgern, die sich lokal und regional dafür engagiert haben “, betonte Ursula Sladek. Über 900 Energiegenossenschaften, die vielen Bürgerenergieprojekte als GmbH & Co. KG und als GbR, Privatleute und Landwirte, die Solaranlagen auf ihre Dächer gesetzt haben usw. Fast 30 Prozent des Stroms kommen mittlerweile aus regenerativen Energien. Trotz der Kampagne gegen die Erneuerbare Energien will die große Mehrheit der deutschen Bürger die Energiewende. Neben der hohen gesellschaftlichen Akzeptanz seien auch die unternehmerische Kraft und die Investitionsbereitschaft hoch, so Hans-Josef Fell.

Dezentral und erneuerbar – die Vision

„Der EEG-Strom wird täglich einfach auf den Spotmarkt der Börse geschüttet“, sagte Josef Göppel. Die Perversion sei, „dass der Strom, der heute aus einem Windrad oder aus einer Solaranlage kommt und das Netz berührt, in diesem Augenblick juristisch zu Strom unbekannter Herkunft wird.“

Eine echte Direktvermarktung müsse deshalb von den Erzeugern direkt zu den Endkunden führen. Für Göppel muss der Strommarkt der Zukunft so aussehen: „Die Netzentgelte zum großen Teil nach Anschlussleistung, die Vermarktung stärker auf die regionalen Stromvertriebe verlagern, jedem Energieträger an der Börse seine Klimabelastung zurechnen.“

100% Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien? „Wir können es organisieren. Versorgungssicher Sommer wie Winter. Natürlich emissionsfrei“, so Hans-Josef Fell selbstbewusst. Alle seien dabei wichtig, vom Privathaus über die Mietergemeinschaft bis zu den Energiegemeinschaften in den Dörfern und Städten.

 

 

Rat für Bürgerenergie

Die Vielfalt der Bürger war in Fulda sichtbar. Verantwortliche aus Genossenschaften, Windmüller aus dem Norden, Klimaschutzmanager, Wissenschaftler aus Universitäten … Diese Vielfalt und die große fachliche Kompetenz soll das Bündnis Bürgerenergie verstärken. Deshalb wählte der Konvent am zweiten Tag den „Rat für Bürgerenergie“. Das achtköpfige Team soll das Bündnis beraten und die Ideen der Bürgerenergie in die Öffentlichkeit und die Regionen tragen Außerdem stellt es einen Teil des Aufsichtsrats.

Plattform für Dialog und Vernetzung

Ein großer Bedarf an Austausch und Vernetzung sieht Michael Welz von der Bürgerenergie Thüringen bei den Akteuren in den Regionen. „Die Welt hat dieses Bündnis wirklich gebraucht, eine Interessenvertretung, die vernetzt, politische Arbeit macht und auch Handwerkszeug vermittelt.“ Die Schnittmenge im Bündnis ist für Welz der lokale Ansatz. „Bei der Bürgerenergie geht es um eine lokale Versorgung, um eine lokale Energieorganisation. Der Bürger kann entscheiden, mit welcher Energie er sich versorgen will.

Voneinander zu lernen hält Luise Neumann-Cosel, Vorstandsfrau der BürgerEnergie Berlin für sehr wichtig. Die BürgerEnergie Berlin will die Berliner Energienetze in Bürgerhand bringen. Gerade beim Netzkauf benötige man sehr viel Fachwissen, besonders im juristischen Bereich. „Das wächst nur mit einem Austausch.“

„Wir sollten uns gegenseitig noch mehr helfen und Erfahrungen austauschen“,  meint auch Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreises Ebersberg in Bayern. Gute Beispiele seien gefragt, um die Menschen zu überzeugen, dass die Energiewende funktionieren kann

Die Menschen vor Ort einzubinden, hält Susanne Stangl, Regionalkoordinatorin des Projekts " W3 – Regionale Energieflächenpolitik" für sehr wichtig. „Dort gibt es Agenda-Gruppen, Vereine, Genossenschaften, die sich um das Thema Energie kümmern.“ Und es gebe viele Menschen, die sich für das Thema Energie interessieren, aber nicht wissen, wie sie das anpacken sollen. „All diese Leute müssen wir einbinden.“

Das gesamte Programm können Sie sich hier downloaden. Alle Vorträge finden Sie an dieser Stelle.