Bürgerenergie statt Braunkohlesparte?

Mit einem interessanten Vorschlag ist BBEn-Mitglied Greenpeace Energy in das Bieterverfahren um den Verkauf der Vattenfallbraunkohlesparte eingestiegen. Gemeinsam mit Greenpeace schlägt der Ökoverstromer die Gründung einer von Bürgern, Kommunen und weiteren Akteuren getragenen gemeinnützigen Stiftung vor. Diese Stiftung soll zwei Unternehmen umfassen, eine Abwicklungsgesellschaft, die die Braunkohleförderung von Vattenfall nach und nach beendet – sowie eine als Genossenschaft organisierte Erneuerbare-Energien-Gesellschaft, die in der Lausitz Wind- und Photovoltaik-Anlagen entwickelt, baut und betreibt.

Hier die vollständige Pressemitteilung vom 20.10.2015:

Greenpeace Energy berät bei Verkaufsprozess

Ökostrom-Anbieter schlägt neue Genossenschaft als Betreiber von Wind- und Solaranlagen auf den Tagebau-Flächen vor

Greenpeace Energy unterstützt die heute von Greenpeace Nordic vorgelegte Interessensbekundung zur Übernahme der deutschen Braunkohlesparte von Vattenfall in der Lausitz. Konkret steuert der unabhängige Hamburger Ökoenergieanbieter eigene betriebswirtschaftliche Berechnungen und Konzepte für eine Umstrukturierung des Braunkohle-Segments bei. Greenpeace Nordic hat am Mittag offiziell ein „Statement of Interest“ bei der für den Verkauf zuständigen US-amerikanischen Bank Citigroup eingereicht, das die Materialien von Greenpeace Energy mit integriert.

Das heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellte Konzept sieht vor, zunächst eine von Bürgern, Kommunen und weiteren Akteuren getragene Stiftung zu schaffen. Unter dem Dach dieser Stiftung mit dem Namen „Beyond Lignite Foundation“ sollen zwei getrennte Unternehmen entstehen: Eine Abwicklungsgesellschaft, die die Braunkohleförderung von Vattenfall nach und nach beendet – sowie eine als Genossenschaft organisierte Erneuerbare-Energien-Gesellschaft, die dort Wind- und Photovoltaik-Anlagen entwickelt, baut und betreibt.

„Unsere Aufgabe sehen wir aktuell darin, Kauf und Umstrukturierung der bisherigen Vattenfall-Braunkohlesparte beratend zu begleiten“, sagt Greenpeace-Energy-Vorstand Nils Müller, „ein darüber hinausgehendes Engagement ist aber nicht ausgeschlossen.“ So könnte Greenpeace Energy als Teil einer Bürgerenergie-Gemeinschaft aus vielen Akteuren die vorgeschlagene Aufbau-Gesellschaft anteilig mit Betriebskapital ausstatten. „Derzeit steht eine solche direkte finanzielle Beteiligung von Greenpeace Energy aber nicht zur Entscheidung“, sagt Müller. Und, betont er: „Grundsätzlich ist eine Übernahme nur durch ein bürgerschaftliches Engagement und mit breiter Beteiligung zu stemmen.“

Eine Studie im Auftrag von Greenpeace berechnet den Barwert der Vattenfall-Kohlesparte auf weniger als eine halbe Milliarde Euro bis zum Jahr 2030. Folgekosten von zwei Milliarden Euro –  etwa für die Renaturierung der Tagebaue oder den Rückbau von Kraftwerken – drücken diesen Wert allerdings auf einen negativen Betrag von minus anderthalb Milliarden Euro.

„Unser Ansatz ist, Gewinne aus der Flächennutzung und der Ökostrom-Erzeugung zu nutzen, um die wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Verluste der Braunkohlesparte zu verringern“, sagt Müller. Gewinne aus der Nutzung der Erneuerbaren sollen größtenteils an die Mitglieder der zu gründenden Genossenschaft fließen, die Erlöse aus Pachteinnahmen fließen in die Abwicklungsgesellschaft.
Dass auf Seiten der Bürgerenergie sowohl ausreichend Kapital als auch Investitionsbereitschaft vorhanden sind, zeigen Studien wie die der Universität Lüneburg aus dem Jahr 2013: Demnach haben Bürgerprojekte und Privatleute in nur einem Jahr mehr als fünf Milliarden Euro in Erneuerbare-Energie-Projekte investiert.

Laut den Berechnungen von Greenpeace Energy kann zudem ein großer Teil der Arbeitsplätze in der Region erhalten werden. „Durch neu geschaffene Photovoltaik-Anlagen und Windenergieanlagen schaffen wir auf der Basis unseres Konzeptes rechnerisch rund 1.000 bis 1.500 Vollzeitarbeitsplätze in der Region“, sagt Nils Müller. Durch Produktion, Zuliefer- oder Serviceleistungen dürften bundesweit noch einmal einige tausend weiterer Arbeitsplätze geschaffen werden.

Link zur Pressemitteilung von Greenpeace Energy mit weiteren Informationen

Foto: Christoph Rasch / Greenpeace Energy eG